Heute informieren wir Sie über die zum 01.01.2025 geplante Laborreform und bitten Sie um Unterstützung. Ein Beschluss des Bewertungsausschusses, der von der KBV vollumfänglich mitgetragen wird, gefährdet die nachhaltige Patientenversorgung mit Labormedizin, also unserer interdisziplinären Zusammenarbeit, und muss in der aktuellen Form gestoppt werden.

Worum geht es?

Es sollen neue Vergütungspauschalen für Entnahmematerial für Laboruntersuchungen, für die online order-entry-Beauftragung und Befundübermittlung, sowie den Probentransport eingeführt werden. Damit möchte man endlich Rechtssicherheit an dieser wichtigen Schnittstelle zwischen Auftraggeber (Arztpraxis) und Auftragnehmer (Labor) herbeiführen. Die Finanzierung soll jedoch nicht über Praxisbedarf und extrabudgetär erfolgen, sondern von den Laboren ganz allein getragen werden. Dasselbe gilt für die Wiederanhebung der laborfachärztlichen Grundpauschale auf das Niveau von 2008. Die aktuell gültige Beschlusslage des Bewertungsausschusses (709. Sitzung, 19.04.2024) sieht zur Finanzierung eine erhebliche Abwertung der Kostenerstattungen der kurativen ärztlichen medizinischen Labordiagnostik (Kapitel 32 des EBM) vor. Simulationen für unser Labor zeigen eine Kürzung von bis zu 20% der Kostenerstattung! Zusätzlich sollen Abwertungen in den Abschnitten der Prävention (1.7), der Humangenetik sowie der Pathologie (19.3) vorgenommen werden. Diese Reform betrifft neben den fachärztlichen Laboren auch alle übrigen vertragsärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen mit einem Leistungsanteil in der In-vitro-Labordiagnostik. Diese massiven Kürzungen der Kostenerstattung können vom Labor nicht kompensiert und nicht getragen werden. Sie führen zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Versorgung unserer Patienten.

Gemeinsam mit sehr vielen Laboren bundesweit bitten wir daher Sie und Ihr Praxisteam auch im Namen unserer Mitarbeitenden um Unterstützung:

Bitte unterzeichnen Sie den offenen Brief der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) zum Aussetzen des Beschlusses. Jede Stimme zählt in dieser wichtigen Online-Aktion!

https://www.alm-ev.de/offenen_brief_unterstuetzen

In diesem offenen Brief haben die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) e.V. (in Vertretung von über 200 medizinischen Laboren, mehr als 1.000 Fachärzt:innen, über 150 Ärzt:innen in Weiterbildung, rund 500 Naturwissenschaftler:innen und über 25.000 qualifizierten Mitarbeitenden) zusammen mit dem Berufsverband der Fachärzte für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie (BÄMI) e.V. klargestellt, dass der erhebliche Entzug von finanziellen Mitteln für die ärztlichen Laborleistungen zusätzlich zu den bestehenden Quotierungen, die sogar noch weiter verschärft werden sollen, zu Einschränkungen in Qualität und Verfügbarkeit für die Patientenversorgung führen werden.

Es ist nicht hinnehmbar, dass für rein technische und logistische Aspekte Geld aus der originären labormedizinisch ärztlichen Patientenversorgung entzogen werden soll. Für diese Innovationen sollten die Gesetzlichen Krankenkassen das notwendige Geld zur Verfügung stellen.

Der Anteil der Laborkosten für die für Ihre Patientinnen und Patienten erbrachten Leistungen in den medizinischen Laboren im Gesundheitssystem ist seit Jahren mit unter 3 Prozent der Gesamtausgaben stabil und auch im internationalen Vergleich als hoch effektiv bekannt. In keinem anderen Land ist die medizinische Laborversorgung so gut organisiert, qualitativ hochwertig und effektiv wie in Deutschland. Und in allen anderen, vergleichbaren Ländern wird dafür deutlich mehr bezahlt.

Weniger bekannt ist, dass seit Jahrzehnten starke Abwertungen und Quotierungen der Vergütung von Laborleistungen das ärztliche Fachgebiet bei gleichzeitigen grundlegend sehr hohen Investitionskosten unter ständiger Weiterentwicklung der Versorgungsmöglich- und Notwendigkeiten bedrängen. In den letzten 15 Jahren wurden ca. 30% der für die Laborversorgung verfügbaren Finanzmittel der Vergütung der laborärztlichen Versorgung entzogen.

Die vom Labor zu tragenden Kosten sind hingegen kontinuierlich immer weiter gestiegen. Die nachweisbaren Kostensteigerungen in den medizinischen Laboren betrugen 2017 bis 2021 in den laborspezifischen Bereichen der medizinischen Analytik (+17%), der Probentransport-Logistik (+23%) und der EDV/IT (+49%), zusätzlich bestanden die auch in anderen Arztpraxen wahrzunehmenden Kostenentwicklungen bei Personal (+19%), Räumen (+22%) und sonstigen Kosten (+13%). Von 2022 bis 2024 sind zusätzlich weitere signifikante Kostensteigerungen von mindestens +15% zu verzeichnen. Die fachärztlich geführten medizinischen Labore sind in aller Regel aufgrund der Mitarbeiterzahl und der von ihnen versorgten Region strukturell deutlich größer als eine durchschnittliche Arztpraxis. In unserem MVZ Labor sind etwa 650 Menschen beschäftigt. Damit ist auch ein deutlicher Unterschied in den Aufwendungen und Investitionen verbunden. Dies geht mit einem entsprechend hohen wirtschaftlichen Risiko einher. Vor diesem Hintergrund benötigen wir eine ausreichende Planungs- und Kalkulationssicherheit.

Die über Jahrzehnte immer wieder von den medizinischen Laboren geforderten Rationalisierungsreserven sind längst erschöpft. Weitere Kürzungen sind nicht tragbar. Medizinische Labore sind in ihrer Existenz bedroht, einige Labore mussten bereits geschlossen werden. Ein weiterer Entzug von Finanzmitteln aus dem medizinischen Laborbereich ist nicht mehr realisierbar, ohne sehenden Auges deutliche Einschränkungen in der Qualität der Patientenversorgung hinzunehmen.

Bitte helfen Sie daher im Interesse der gemeinsamen Versorgung unserer Patienten mit, die Laborreform 2025 zu verhindern und weitere sachlich ungerechtfertigte Entnahmen von Finanzmitteln aus der Labormedizin zu unterbinden.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung und die Zusammenarbeit!