Umstellung der Empfindlichkeitsprüfung auf EUCAST
Im Jahr 2020 haben wir die Empfindlichkeitsprüfung von Bakterien auf das europäische Normensystem des EUCAST (European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing) umgestellt. Die bisher angewendete Resistenztestung nach CLSI (Clinical and Laboratory Standards Institute) wurde damit abgelöst. Die sich daraus ergebenden wichtigsten Änderungen möchten wir Ihnen im Folgenden kurz darstellen.
Das Dokument zur Resistenztestung und Antibiotika-Dosierung vom NAK (Nationales Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitee) finden Sie hier.
Neue Definition von „I“
Das EUCAST hat die Kategorie intermediär (I) bei der Resistenztestung neu definiert:
Bisher (CLSI) | Seit Umstellung 2020 |
---|---|
„S“ – sensibel, Therapieerfolg wahrscheinlich |
„S“ – sensibel bei Standardexposition, Therapieerfolg bei Standarddosierung wahrscheinlich |
„I“ – intermediär, Therapierfolg unsicher |
„I“ – sensibel bei erhöhter Exposition, Therapieerfolg bei höherer/intensiverer Antibiotikaeinwirkung |
„R“ – resistent, Therapieversagen wahrscheinlich |
„R“ – resistent, Therapieversagen auch bei erhöhter Exposition wahrscheinlich |
- Bedeutung für die Therapie:
Der einzige Unterschied zwischen „S” und „I” besteht in der Menge des Antibiotikums am Infektionsort (= Exposition). Alle mit „I” bewerteten Antibiotika können unter Beachtung der erhöhten Exposition ebenso gut wie mit „S” bewertete Antibiotika eingesetzt werden!
Eine erhöhte Exposition kann man erreichen durch:
1. Dosiserhöhung
2. geänderte Darreichungsform (z.B. i.v. Gabe, prolongierte Infusionsdauer, …)
3. natürliche Anreicherung am Ort der Infektion (z.B. Harnwege)
- Bedeutung für die Klassifizierung Multiresistenter Gramnegativer Stäbchen (MRGN)
Die neue Definition von „I“ als „sensibel bei erhöhter Exposition“ erfordert eine Anpassung der MRGN-Definition. Für die Bewertung der Antibiotikaklassen wird „I“ nicht mehr als „R“ interpretiert. Damit gilt zukünftig für die Klassifizierung nur noch das Ergebnis „R“.
Wie gewohnt bewertet die Mikrobiologie die Testergebnisse und weist die MRGN-Klassifikation auf dem Befund aus.
Beispiel: Änderung bei MRGN-Klassifizierung
Antibiotikum | Bisher (CLSI | Seit Umstellung 2020 (EUCAST) |
---|---|---|
Piperacillin | R | R |
Cefotaxim | R | R |
Meropenem | S | S |
Ciprofloxacin | I | I |
Klassifizierung: | 3MRGN | kein 3MRGN |
Sonderfälle: Carbapenemase-Bildnern sind in jedem Fall als 4MRGN zu klassifizieren, auch wenn noch keine vollständige Resistenz („I“) vorliegt. Die Meldepflicht des Labors beim Nachweis einer Carbapenem-Nichtempfindlichkeit bleibt weiterhin auch für Isolate mit der Bewertung „I“ bestehen.
Die Änderungen in der Empfindlichkeitsprüfung und die neue Definition „I“ haben auch Auswirkung auf die Resistenzstatistik und die Listen nach dem Infektionsschutzgesetz (§23 IfSG). Die Daten ab März 2020 sind daher nur bedingt mit den Daten aus den Vorjahren vergleichbar.
Kennzeichnung von Antibiotika für unkomplizierte Harnwegsinfektionen „° “
Bei EUCAST gibt es unterschiedliche Grenzwerte für systemische Infektionen und unkomplizierte Harnwegsinfektionen. Wenn z.B. bei Amoxicillin/Clavulansäure Grenzwerte für unkomplizierte Harnwegsinfektionen angewendet wurden, wird auf dem Befund das Antibiotikum mit einem „° “ markiert.
Für einige Substanzen gibt es klinische Evidenz zum Therapieerfolg nur für den Fall einer unkomplizierten Harnwegsinfektion. Auch diese Antibiotika werden zukünftig durch das Symbol ° und den Verweis „für unkomplizierte Harnwegsinfektionen“ gekennzeichnet.
Beispiele: Erreger-Antibiotika-Kombinationen für unkomplizierte Harnwegsinfektionen
Enterobakterien | Enterokokken | Staphylokokken | B-Streptokokken |
---|---|---|---|
Nitrofurantoin° Trimethoprim° Fosfomycin oral° Pivmecilinam° Nitroxolin° |
Nitrofurantoin° Trimethoprim° |
Nitrofurantoin° Trimethoprim° |
Nitrofurantoin° Trimethoprim° |
Das Dokument zur Resistenztestung und Antibiotika-Dosierung vom NAK (Nationales Antibiotika-Sensitivitätstest-Komitee) finden Sie hier.
Für Fragen zu der Umstellung auf EUCAST oder zu konkreten Antibiogrammen stehen Ihnen unsere Fachärzte für Mikrobiologie sehr gerne zur Verfügung.