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Oralzytologie

Krebserkrankungen der Mundhöhle und des Rachens sind die fünft häufigsten bösartigen Neoplasien beim männlichen Geschlecht. Eine leichte Erhöhung der Inzidenz lässt sich heutzutage auch bei Frauen beobachten. Neben Tabak- und Alkoholkonsum werden hierfür auch geänderte sexuelle Gewohnheiten diskutiert.

Aufgrund migrationsbedingter Entwicklungen ist ganz allgemein mit einem weiteren Anstieg zu rechnen.

Da die anatomischen Gegebenheiten beim Mundhöhlenkrebs nur eingeschränkte chirurgische Möglichkeiten zulassen, haben lokal fortgeschrittene Erkrankungen eine sehr schlechte Prognose zu verzeichnen.

Mit einer frühen Diagnose des Tumors bzw. einer prämalignen Läsion lässt sich die Chance auf Überleben und eine gute Lebensqualität am besten erzielen.

Eine sichere Zuordnung der Gewebsveränderungen ist meistens für das bloße Auge nicht möglich. Deshalb sollte sicherheitshalber jedes suspekte Areal der Mundschleimhaut mit der kostengünstigen Methode der Zytologie abgeklärt werden. Zusätzlich bietet dieses Verfahren eine schnelle, einfache und schonende Möglichkeit zum Monitoring nach erfolgter Therapie.

Die zytologische Untersuchung der Mundschleimhaut wurde bereits in den 60er Jahren entwickelt, nachdem die gynäkologische Zytologie bereits erhebliche Fortschritte in der Bekämpfung von Gebärmutterhalskrebs versprach. 

Das Material für die zytologische Untersuchung kann mit folgenden Methoden gewonnen werden:

Einige Zahnärzte präferieren die konventionelle Technik der Abstrichentnahme.

Nach gründlichem Spülen der Mundhöhle wird mit Hilfe einer Bürste Material von dem verdächtigem Areal der Mundschleimhaut gewonnen. Vom Abstrich wird das Material zügig auf einen Objektträger ausgestrichen. Anschließend erfolgt eine sofortige Fixierung mit 90% Alkohol (Innerhalb 1-2 Sekunden!). Für die gezielte Entnahme sollte bekannt sein, dass die malignen Erkrankungen in den westlichen Ländern vor allem im Mundboden und am Zungenrand entstehen, dagegen ist z. B. am indischen Subkontinent eher die buccale Mucosa betroffen.

Eine andere Vorgehensweise stellt die Mundspülung dar.

Zunächst erfolgt eine ausführliche Spülung des Mundraums. Anschließend werden die Patienten gebeten, mit ihrer Zunge an den fraglichen Stellen die Schleimhaut zu reiben. Danach wird mit gepufferter Kochsalzlösung noch einmal stark gespült. Diese Flüssigkeit wird komplett in das Zytolabor eingesandt. Durch Anreicherung der Zellen mithilfe einer Zytozentrifuge wird aus der Spülung das Material für den zu untersuchenden Objektträger gewonnen.

Beide Methoden haben jeweils ihre Vor- und Nachteile (Überlappung der Zellen, „schmutziger“/blutiger Hintergrund in der konventionellen Zytologie auf der einen Seite, autolytische Veränderungen in der Spülung auf der anderen Seite), in der gängigen Literatur konnte man sich bisweilen weder auf die eine noch für die andere Methode festlegen.

Neben einem präanalytisch einwandfreien Probenmaterial sind zusätzliche klinische Angaben unerlässlich:

Frauen in gebärfähigem Alter zeigen vermehrt Unregelmäßigkeiten aufgrund hormoneller Veränderungen während des Zyklus. Bei Patienten mit Diabetes mellitus, HIV-Infektion, Zustand nach Nierentransplantation, einer Tabakanamnese bzw. Konsum von illegalen Substanzen wurden in mehreren Studien deutliche Unterschiede im Zellbild beschrieben.

Die Lieferung eines zusätzlichen Ausstrichpräparates von einer visuell unauffälligen Stelle erleichtert oft als Negativkontrolle die Beurteilung nicht eindeutiger Befunde.

Bei auffälliger Zytologie muss eine Biopsie für die histologische Beurteilung erfolgen, da die Zytologie nicht die Histologie ersetzen kann, sondern eine gute Möglichkeit der Vorselektion darstellt um unnötige Biopsien samt ihrer Nebenwirkungen und Komplikationen zu vermeiden.

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